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				Eine S-Klasse Limousine der Baureihe 116 fährt über eine nasse Straße, ohne dass die Räder blockieren. Auf der linken Fahrzeugseite und der Motorhaube stehen in Rot die Buchstaben „ABS“, am Steuer sitzt ein Mann mit Sonnenbrille. Bildquelle: Mercedes-Benz Classic.

Damals und heute – die Assistenzsysteme

Ingenieurskunst und Innovationskraft sind Begriffe, die untrennbar miteinander und mit der Geschichte von Mercedes-Benz verbunden sind. Wir werfen in den nächsten Wochen einen Blick in den Rückspiegel und zeigen, welche Sprünge die Fahrzeugentwicklung in den letzten Jahren und Jahrzehnten gemacht hat. Technische Fortschritte, die Ihre Fahrt in einem Mercedes-Benz heute zu einer ganz besonderen machen.

Nachdem unsere Zeitreise schon an vielen wichtigen Innovationen vorbeiführte, sind wir mit dieser Ausgabe nun am Ende der Reihe angekommen. Obwohl wir das Thema bereits in den Folgen zum Lenkrad, dem Parken oder den Airbags angeschnitten haben, wenden wir uns heute nochmal der Sicherheit zu. Kommen Sie mit in die letzte Zeitschleife „Damals und heute“, wenn wir uns eine der spannendsten Entwicklungen ansehen, die bis jetzt andauert – die der Assistenzsysteme5. Wir haben uns einige der wichtigsten Meilensteine herausgesucht und reisen dafür erstmal zum Anfang der 1970er.


Zwei S-Klassen der Baureihe 126 befinden sich auf einer Versuchsstrecke, das linke Fahrzeug fährt geradeaus durch das Schaumstoffhindernis hindurch. Das rechte Fahrzeug, auf dessen Motorhaube die Buchstaben „ABS“ zu sehen sind, lenkt am Hindernis vorbei.
Digitale Lösung: ABS-Testfahrten im Jahr 1980 mit der Mercedes-Benz S-Klasse Limousine Baureihe 126 im Daimler-Benz AG Werk in Stuttgart-Untertürkheim. Die Spuren auf der Fahrbahn rechts zeigen, wie die S-Klasse mit ABS gekonnt dem Hindernis ausweicht. Bildquelle: Mercedes-Benz Classic.

Bis 1970 war eine Vollbremsung noch ein äußerst gefährliches Fahrmanöver – die blockierten Räder in Verbindung mit einem rutschigen Untergrund machten ein sicheres Ausweichen praktisch unmöglich. Zur damaligen Zeit galt die sogenannte Stotterbremse als gängige Empfehlung: Musste die Person am Steuer unerwartet „in die Eisen steigen“, sollte sie mehrmals abwechselnd die Bremse betätigen und dann direkt wieder lösen. Das Ziel war es, die Lenkfähigkeit weitestgehend zu gewährleisten und ein Blockieren der Räder zu verhindern. Doch Mercedes-Benz arbeitete zu dieser Zeit bereits an einer Lösung: dem Anti-Blockier-System, auch ABS genannt, das in Zusammenarbeit mit der Firma Bosch 1978 eingeführt wurde. Der Mercedes-Benz 450 SEL 6.9 war das erste Serienfahrzeug der Welt, in dem das optionale System verfügbar war.

Aber wie genau hilft das ABS bei einer Vollbremsung? Die Technik dahinter besteht aus Drehzahlfühlern in beiden Vorderrädern und an der Hinterachse, einer Hydraulikeinheit sowie einer elektronischen Steuereinheit. Sobald die Drehzahl beim Bremsen zu schnell abfällt, etwa auf glattem Untergrund, und das Rad droht zu blockieren, kann das System eingreifen und den Bremsdruck automatisch verringern. Das Rad dreht sich also wieder und der Bremsdruck erhöht sich, bevor durch das System geregelt erneut gebremst wird. Dadurch kann das Fahrzeug lenkfähig bleiben und der Bremsweg sich maßgeblich verkürzen.

Neben der Assistenz in Bremssituationen ging es in den 80er-Jahren auch darum, die Seitenführung und Traktion, also die Zugkraft, die beim Beschleunigen auf die Räder übertragen wird, während der Fahrt nicht zu verlieren. Dafür entwickelten die Ingenieure von Mercedes-Benz zwei weitere Lösungen: Die Fahrdynamiksysteme ASD und ASR halfen zwar nicht beim Bremsen, aber dabei, in der richtigen Spur zu bleiben. Das automatische Sperrdifferenzial ASD kann – sobald die Elektronik registriert, dass eines der Antriebsräder seine Haftung verliert – dafür sorgen, dass das Fahrzeug optimalen Grip auf der Straße behält. Das funktioniert, indem Drehzahlunterschiede zwischen den Rädern ausgeglichen werden und so die Fahrzeugstabilität verbessert wird. Mit ASR, der Antriebs-Schlupf-Regelung, wird die Leistung des Motors reduziert und das Rad gezielt abgebremst, falls eines oder mehrere Räder auf rutschiger Fahrbahn durchdrehen. Dieser systemgesteuerte Vorgang kann also dabei unterstützen, die bestmögliche Kontrolle über das Fahrzeug zu behalten.

Noch ein weiteres System feierte zu dieser Zeit bei Mercedes-Benz Premiere: Limousinen und T-Modelle der Baureihe 124 erhielten ab 1985 den optionalen Allradantrieb 4MATIC, der sich bei der Fahrt automatisch dazuschaltet, wenn die Bedingungen es erfordern. Der Antrieb kann das Zentral- und Hinterachsdifferenzial sperren, wodurch die vorderen und hinteren Räder fest miteinander verbunden sind. Hier entfaltet 4MATIC sein Potential und verteilt das Drehmoment des Motors gleichmäßig auf alle vier Räder. Das Ergebnis ist eine verbesserte Traktion und Fahrstabilität auf verschiedenen Fahrbahnbelägen. ABS, ASD, ASR und 4MATIC waren aber noch längst nicht alle Buchstabenkombinationen, hinter denen sich intelligente Assistenzsysteme verbergen. Die nächsten Innovationen waren schon in vollem Gange.


Eine A-Klasse Baureihe 168 aus dem Jahr 1997 bei einem Fahrwerks- und Ausweichmanövertest. Das Fahrzeug fährt entlang einer Gasse aus Pylonen.
Die Antwort auf den Elchtest: Die Mercedes-Benz A-Klasse Baureihe 168 wird 1997 mit ESP® ausgestattet und besteht Fahrwerktests, Versuchsfahrten und Ausweichmanöver erfolgreich. Bildquelle: Mercedes-Benz Classic.

Bevor das folgende Assistenzsystem zu dem wurde, was bis heute allseits bekannt ist, hatte es zunächst einen analogen Vorgänger: Die Abkürzung FDR steht in diesem Fall nicht für einen ehemaligen US-Präsidenten, sondern für die gemeinsam mit Bosch entwickelte Fahrdynamik-Regelung. Aus ihr wurde im Jahr 1995 das Elektronische Stabilitäts-Programm ESP®, das von Mercedes-Benz als Eigenname eingeführt wurde. In fahrdynamisch kritischen Situationen kann das System gezielt eines oder mehrere Räder abbremsen und dabei gegebenenfalls sogar das Motordrehmoment anpassen. Fährt man zu schnell in eine Kurve oder lenkt ruckartig, um einem Hindernis auszuweichen, kann ESP® dabei helfen, ein Schleudern oder Ausbrechen des Fahrzeugs zu verhindern.

1997 fand schließlich der berühmte „Elchtest“ statt, der von einer schwedischen Automobilzeitschrift durchgeführt wurde. Die A-Klasse, die dabei ohne zu bremsen hin- und her gelenkt wurde, kippte bei diesem Fahrmanöver um. Kurz darauf erhielt sie das Sicherheitssystem ESP®, das Mercedes-Benz im Jahr 1999 als erste Automobilmarke serienmäßig im gesamten Pkw-Modellprogramm integrierte. Übrigens: Ab 2011 wurde ESP® für alle Neuzulassungen für Fahrzeuge in Europa gesetzlich vorgeschrieben und gilt seither als Wegbereiter der aktuellen Fahrassistenzsysteme.

Wie unsere Bildergalerie zeigt, kamen von 1996 bis 2009 noch eine Vielzahl an Assistenzsystemen hinzu, die bis heute in verschiedensten Fahrsituationen mitdenken und die Person am Steuer effektiv unterstützen – etwa der Bremsassistent BAS, ATTENTION ASSIST und der Aktive Totwinkel- oder Spurhalteassistent.


Auf vier Bildern werden die vier Phasen der integralen Sicherheit bei Mercedes-Benz demonstriert, nach denen beim Fahren assistiert, auf einen möglichen Unfall vorbereitet, beim Unfall geschützt und nach dem Unfall geholfen wird.
Für ganzheitliche Sicherheit: Mit vielfältigen Ausstattungen, Features und Systemen unterstützt ein Mercedes-Benz seine Passagiere in jedem Moment – nicht nur bei der Fahrt, sondern auch vor, während und nach einem Unfall.

Auch in Zukunft verfolgt Mercedes-Benz das Konzept der integralen Sicherheit. Das Ziel dabei ist es, alle Personen im Fahrzeug zu schützen, indem die intelligenten Systeme bei sowie vor der Fahrt, aber auch während und nach einem Unfall unterstützen. Aktuell können mehr als 40 aktive Fahrassistenzsysteme – zusammengefasst unter „Intelligent Drive“ – in einem Mercedes-Benz unterstützen. Dazu gehören:

  • Aktiver Spurwechsel-Assistent – unterstützt beim Fahrspurwechsel mittels Lenkmomenten.
  • Automatischer Spurwechsel-Assistent – kann in bestimmten Geschwindigkeitsbereichen eigenständig einen Spurwechsel initiieren.
  • Aktiver Lenkassistent – hilft mit leichten Lenkeingriffen dabei, in der Fahrbahnmitte zu bleiben.
  • Aktiver Geschwindigkeitslimit-Assistent – kann dabei helfen, die zulässige Höchstgeschwindigkeit einzuhalten.
  • Aktiver Nothalt-Assistent – verlangsamt und bremst das Fahrzeug sanft bis zum Stillstand, falls die Person am Steuer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr weiterfahren kann.
  • Aktiver Brems-Assistent – kann dabei helfen, mittels Bremsverstärkung bis hin zur autonomen Notbremsung Kollisionen zu verhindern oder akustisch sowie optisch warnen.
  • Park-Assistenten – für mehr Mut zur Parklücke: die passende Folge „Damals und heute“ dazu finden Sie hier .
  • Verkehrszeichen-Assistent – kann rote Ampeln, Einfahrverbote, Tempolimits und mehr erkennen.
  • Ausweich-Lenk-Assistent – gibt zusätzliche Lenkunterstützung beim Ausweichen von Hindernissen.

Während teilautomatisierte Technologien wie die Assistenzsysteme unterstützen, warnen oder teilweise eingreifen, übernimmt der optionale DRIVE PILOT6,7,8 seit 2022 streckenweise die dynamische Fahraufgabe und kann so hochautomatisiertes Fahren ermöglichen: Die zahlreichen Sensoren liefern einen umfassenden Blick auf die Fahrzeugumgebung und können Bereiche sehen, die das menschliche Auge nicht erreichen. Verschiedene Daten werden dabei miteinander abgeglichen, etwa aus dem exakten Standort des Fahrzeugs, den Sensoren und einer HD-Karte des umliegenden Gebiets. Dazu kommen Informationen, die von den Kamera-, Nässe-, Radar-, Ultraschall- und LiDAR-Sensoren erfasst werden. Das System kann damit die Geschwindigkeit regeln, auf den Abstand zu anderen Fahrzeugen achten und dafür sorgen, dass der Mercedes-Benz in der Fahrspur bleibt. Die Person am Steuer muss dennoch jederzeit die Kontrolle des Fahrzeugs wieder übernehmen, falls das System dazu auffordert oder offensichtliche Umstände vorliegen. Aktuell sind insgesamt 13.191 Streckenkilometer auf deutschen Autobahnen mit dem DRIVE PILOT6,7,8 nutzbar. Die maximale Geschwindigkeit auf den entsprechenden Straßenabschnitten beträgt zunächst 60 km/h. Eine Erweiterung auf bis zu 130 km/h ist bis zum Ende des Jahrzehnts geplant.

Während die Innovationen und Entwicklungen bei Mercedes-Benz stetig fortschreiten, beenden wir hiermit unsere Serie „Damals und heute“. Mit einem Klick auf #Komfort und Sicherheit können Sie nochmal in den bisherigen Beiträgen schmökern. Falls Sie noch weiter auf Zeitreise gehen möchten und unsere andere Reihe „5 Fakten aus über 10 Jahrzehnten“ noch nicht kennen, geht’s hier zur ersten Folge über den Kilometerzähler .

5 Unsere Fahrassistenz- und Sicherheitssysteme sind Hilfsmittel und entbinden Sie nicht von Ihrer Verantwortung als Fahrerin oder Fahrer. Beachten Sie die Hinweise in der Betriebsanleitung und die dort beschriebenen Systemgrenzen.

6 SAE-Level 3: Die automatisierte Fahrfunktion übernimmt bestimmte Fahraufgaben. Dennoch ist weiterhin ein Fahrer notwendig. Der Fahrer muss jederzeit bereit sein, die Kontrolle über das Fahrzeug zu übernehmen, wenn er durch das Fahrzeug zum Eingriff aufgefordert wird.

7 DRIVE PILOT ist in Deutschland bestellbar. DRIVE PILOT ermöglicht hochautomatisiertes Fahren unter bestimmten Voraussetzungen, insb. bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen auf geeigneten Autobahnabschnitten in Deutschland bis 60 km/h. Verfügbarkeit und Nutzung der DRIVE PILOT Funktionen auf der Autobahn sind abhängig von Ausstattungen, Ländern und geltenden Gesetzen.

8 Für die Funktionsfähigkeit des DRIVE PILOT sind folgende Mercedes me connect Dienste erforderlich: Intelligent Drive Online Service und Live Traffic Information mit Car-to-X-Kommunikation. Diese Dienste sind ab Aktivierung für 3 Jahre kostenfrei nutzbar. Nach Ablauf dieser initialen Laufzeit können die Dienste kostenpflichtig verlängert werden, sofern sie dann noch für das entsprechende Fahrzeug angeboten werden. Zur Nutzung ist eine Registrierung im Mercedes me Portal, eine Zustimmung in die Mercedes me connect Nutzungsbedingungen und eine Verknüpfung des jeweiligen Fahrzeugs mit dem Benutzerkonto notwendig. Die erstmalige Aktivierung der Dienste ist innerhalb von 1 Jahr ab Erstzulassung oder Inbetriebnahme durch den Kunden möglich – je nachdem was zuerst erfolgt.

#Infotainment #Komfort und Sicherheit